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Zur Baugeschichte der "Kleinen Kirche"
Historische Hintergründe

Der Bau der Johanniskirche im Jahre 1685 steht im Zusammenhang mit der Gründung der "Plöner Neustadt" durch Herzog Johann Adolph von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Plön (reg. 1671-1704).

Etwa eine Generation nach dem Dreißigjährigen Krieg, der den Tod von einem Drittel der deutschen Bevölkerung zur Folge hatte, versuchte Hans Adolph - vermutlich nach dem Vorbild seines Schwiegervaters August des Jüngeren von Braunschweig - die wirtschaftliche Lage seines Territoriums durch "Peuplierungspolitik" zu verbessern.

Als Anreiz für die Peuplierung (frz. peuple = Volk), dh. der öffentlichen Anwerbung von Menschen, insbesondere von Handwerkern mit ihren Familien, diente den damaligen Fürsten neben dem Versprechen von guten Siedlungsmöglichkeiten und bestimmten Privilegien vor allem die Gewährung von Religionsfreiheit. Zwar herrschte im Deutschen Reich offiziell seit dem Westfälischen Frieden 1648 das Recht der freien Religionsausübung (nun auch für Calvinisten), aber die praktische Durchsetzung stieß auf Widerstände. Außerdem drohte in Frankreich durch Ludwig XIV. die Aufhebung des Ediktes von Nantes (1598), das die Hugenotten bisher geschützt hatte. Vor diesem Hintergrund veröffentlichte Hans Adolph am 8. Mai 1685 seinen Ansiedlungsaufruf, in dem er "einen ganz wohl situierten Ort ... zum Bebauen" anpreist und die Möglichkeit, unentgeltlich "einige Manufakturen ein- und anzurichten ... und dieselben mit sonderbahren Privilegien und Freyheiten" zu versehen, nicht nur, "nach eines jeden Condition und Gewerck" sondern auch "einen jeden, so in frembder, und im Reich geduldeter Religion erzogen, ungehindert und ohne Zwanck zu lassen, wenn sie sich Christehrbarlich und friedlich erweisen."

Einen besonderen Abschnitt widmet der Herzog den Reformierten: "... da die Reformierten sich etwa dieses Ortes vermehren sollten, ihnen, auf ihr Ansuchen einen gewissen Ort zu ihrer Zusammenkunft auff dero eigene Kosten aufzubauen und zu unterhalten, in so weit verstatten, dass den Evangelischen keine Aergernüß und Hinderung hierdurch geschehen möge."

Es fällt auf, dass Johann Adolph zwar ausdrücklich seine religiöse Toleranz herausstellt, den Reformierten aber die Finanzierung einer Kirche selbst über-lassen will und von ihnen eine gewisse Rücksichtnahme auf die Evangelischen" fordert. Doch das Problem stellte sich nicht. Die Hugenotten zog es zum Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm nach Brandenburg. (Das Edikt von Potsdam datiert vom 26. Oktober 1685 - 8 Tage nach der Aufhebung des Ediktes von Nantes - Hätte Hans Adolph seinen Ansiedlungsaufruf vom Mai wiederholen sollen).
Als Religionsflüchtlinge siedelten vor dem Wendtorper Tor (dem westlichen Stadttor) Calvinisten aus der Schweiz und den Niederlanden. Das direkt dem Herzog unterstellte Land lag in der Nähe, unterhalb des Residenzschlosses. Bis 1704 - dem Todesjahr von Hans-Adolph) waren dort 25 Häuser erbaut worden, in denen circa 60 Familien lebten. Die Stadt Plön besaß ungefähr die fünffache Einwohnerzahl.

Am 8. November 1685 wurde dort die Johannis-Kirche durch den Hofprediger und Superinten-denten Joachim Schmidt († 1729) geweiht. Erster Prediger der neuen Gemeinde war der aus Riga stammende Heinrich Petersen († 1703). Seinen Namen erhielt das Gotteshaus nach dem Stifter Johann Adolph, wie auch die Vorstadt selbst zunächst Johannis-Stadt hieß. Bereits ab 1747 bürgerte sich die Bezeichnung St. Johanniskirche ein, heute trägt die Kirche wieder den Namen des Herzogs.

Als Erbauer (Baumeister) der Johanniskirche wird in verschiedenen Beschreibungen Melchior Steheli, ein "Zimmer- und Kunstmeister" aus St. Gallen genannt, doch ist er urkundlich erst 1691 fassbar. Für seine Urheberschaft spricht die Einheit von Altar, Kanzel und Orgel im Ostabschluss, wie sie in reformierten Gotteshäusern häufig anzutreffen ist. Aber auch der Berater des Herzogs und seiner Frau, der Wundarzt Hieronymus Schlappritz, stammt aus der Schweiz. Außerdem war der Herzog selbst auf seinen Feldzügen besonders in den Niederlanden, mit dem Gedankengut der Reformierten Kirche in Berührung gekommen.

Andere Interpreten weisen auf die Verwandtschaft mit kleinen Fachwerkkirchen in Schleswig-Holstein hin, z.B. in Niendorf a.d. Stecknitz. Auf verwandtschaftliche Beziehungen stützt Dr. Silke Hunzinger ihre Ansicht, die St. Johannis-Fachwerkkirche zu Wolfenbüttel (1663) sei Vorlage für die Plöner. Dr. Henning Höppner betont dagegen, dass unsere Johanniskirche auf "einer historisch adäquaten Enttwicklungsstufe der Fachwerkarchitektur des Barocks" stehe und - als Gotteshaus herausgehoben - ein "unverrückbarer Teil der Neustadt" sei.

In einer Verordnung von April 1686 legte Herzog Hans Adolph die Zuständigkeitsbereiche, d.h. also die finanzielle Basis der neuen Kirchengemeinde fest. Einnahmequellen waren u.a. das Anmieten der Kirchenstühle oder die Erträge aus zugeordneten Mühlen. Im Juni 1753 wurde unter Herzog Friedrich Carl der "untere Schlossplatz" eingemeindet. Während beim Stifter der Johanniskirche noch ein Wohnungswechsel keinen Übertritt in das jeweilige Kirchspiel verlangte (um den Wechsel des Beichtvaters zu verhindern), wurde dies nun von seinem Nachfolger eindeutig festgelegt.

Nach dem Übergang des ehemaligen Herzogtums Plön an Dänemark 1761 begannen Verhandlungen über den politischen und kirchlichen Zusammenschluss von Alt- und Neustadt. Wegen unterschiedlicher Rechts- und Zuständigkeitsprobleme betrieb der Magistrat der Altstadt ab 1803 intensive Vereinigungspläne, die 1847 zur Königlichen (dänischen) Genehmigung in Kopenhagen und 1850 zu einem gemeinsamen Ortstatus führten. Doch auf kirchlicher Ebene vollzog sich die Einheit Plöns erst 86 Jahre später. Bereits 1815 hatte das Glückstädter Oberkonsistorium wegen der geringen Zahl der Gemeindemitglieder die Auflösung des Kirchspiels und den Abbruch der baufälligen Kirche verfügt. Durch heftigen Einspruch wurden diese Pläne verhindert, doch verloren die Neustädter ihre Pfarrstelle. Sie wurde durch den "Compastor" (= 2. Pastor) der Altstädter Gemeinde verwaltet. Noch bei der 200-Jahr-Feier der Johanniskirche am 8. November 1855 fand der Kampf um ihren Erhalt Ausdruck in der Festansprache des damaligen Pastors Heinrich Hansen. Am 1. April 1934 wurden die Altstädter und die Neustädter Kirchengemeinden endgültig zusammengelegt. Heute gehört die Johanniskirche zum Seelsorgebereich Innenstadt.

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